Farnese

Farnese
Farnese,
 
italienische Adelsfamilie; vermutlich benannt nach ihrem Sitz »Castrum Farneti« im Gebiet zwischen Viterbo und Orvieto, wo das Geschlecht seit dem 11. Jahrhundert bezeugt ist. Die frühen Mitglieder zeichneten sich v. a. im Kriegsdienst aus, aber auch als Kirchenfürsten: Unter Bischof Guido Farnese (✝ 1329) wurde 1309 der Dom von Orvieto eingeweiht. Seit dem päpstlichen Feldherrn Ranuccio Farnese d. Ä. (✝ 1460), der 1417 römischer Senator wurde, spielten die Farnese auch in Rom eine bedeutende Rolle. Die Macht des Hauses begründete Alessandro Farnese (der Ältere), der 1534-49 als Paul III. Papst war. Er übertrug 1545 seinem Sohn Pier Luigi das neu geschaffene Herzogtum Parma und Piacenza, das die Farnese bis zu ihrem Aussterben im Mannesstamm 1731 innehatten. Weitere bedeutende Vertreter:
 
 1) Alessandro (der Jüngere), * Valentano (bei Viterbo) 10. 10. 1520, ✝ Rom 4. 3. 1589, ältester Sohn von 5), Bruder von 4); seit 1534 Kardinal, Bischof mehrerer Bistümer (u. a. Avignon und Monreale), leitete als Nepote seines Großvaters, Papst Pauls III., seit 1538 die Politik der Kurie; führte 1546 das päpstliche Hilfskorps für Kaiser Karl V. in den Schmalkaldischen Krieg. 1555 entschied er die Wahl Papst Pauls IV.; er förderte die Jesuiten und das Konzil von Trient. Bedeutend als Kunstmäzen, ließ er in Rom die Kirche Il Gesù erbauen und den Palazzo Farnese vollenden; G. da Vignola erbaute für ihn das Landschloss in Caprarola.
 
 2) Alessandro, Herzog von Parma und Piacenza (seit 1586), * Rom 27. 8. 1545, ✝ Arras 3. 12. 1592, Sohn von 4) und der Margarete von Parma; Heerführer und Diplomat im Dienst Spaniens, am Hof seines Onkels, Philipps II. von Spanien, erzogen. Als Nachfolger Don Juan d'Austrias (ebenfalls ein Onkel von ihm) Statthalter der Niederlande (seit 1578), vermochte er bereits 1579 den katholischen Süden von der Bewegung der Aufständischen zu trennen (Arras, Union von A.). Durch eine Reihe von militärischen Erfolgen - Höhepunkt war die Eroberung von Antwerpen 1585 - gelang es ihm, den ganzen Süden mit Flandern und Brabant, danach auch den Nordosten (Geldern, Groningen) wieder unter spanische Herrschaft zu bringen. Der erneute Verlust des nördlichen Teils dieser Eroberungen im weiteren Verlauf des Achtzigjährigen Krieges schmälert nicht seine historische Bedeutung, die in der Sicherung der südlichen Niederlande für die spanische Krone besteht.
 
 3) Elisabeth, spanische Königin, Elisabeth, Herrscherinnen, Spanien.
 
 4) Ottavio, Herzog von Parma und Piacenza (seit 1547), * 9. 10. 1524, ✝ Parma 18. 9. 1586, 2. Sohn von 5), Bruder von 1), Vater von 2); heiratete 1538 Margarete von Parma (Margarete, Herrscherinnen, Niederlande). Als er sein Erbe antrat, war Piacenza von kaiserlichen Truppen unter Ferrante Gonzaga besetzt, während der Papst das Herzogtum in Kirchenbesitz zurückführen wollte. Durch geschickte Politik im Bündnis mit Heinrich II. von Frankreich und Papst Julius III. sicherte er sich zunächst den Besitz Parmas (1550; 1552, nach dem »Parmakrieg«, endgültiger Verzicht des Papstes), söhnte sich dann durch Vermittlung Margaretes mit Philipp II. von Spanien aus und erhielt im Vertrag von Gent 1556 Piacenza zurück.
 
 5) Pier Luigi, Herzog von Parma und Piacenza (seit 1545), * Rom 19. 11. 1503, ✝ Piacenza 10. 9. 1547, natürlicher Sohn von Alessandro Farnese (der Ältere), dem späteren Papst Paul III., Vater von 1) und 4); wurde 1537 Gonfaloniere der römischen Kirche und Herzog von Castro (mit Ronciglione u. a. Besitzungen); 1538 ernannte ihn Karl V. für seine Vermittlerdienste zwischen Papst und Kaiser zum Markgrafen von Novara. Obwohl meist in politischem Gegensatz zu seinem Vater, verlieh ihm dieser 1545 Parma und Piacenza als erbliches Herzogtum (während das Herzogtum Castro auf Pier Luigis Sohn Orazio, nach dessen Tod 1553 auf Ottavio Farnese überging); er wurde aber bald von rebellischen Adeligen ermordet, Piacenza zwei Tage danach von kaiserlichen Truppen besetzt.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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